EnergieSchweiz

«Der Markt für Heimbatterien dürfte weiterhin wachsen»

Das Interesse an Batteriespeichern wächst bei Besitzerinnen und Besitzern von Einfamilienhäusern enorm. Lohnt sich eine Anschaffung in allen Fällen? Welche Vorteile bieten die Batterien? Ein Gespräch mit Solar-Experte David Stickelberger*.

Die grösste Speicherbatterie der Schweiz steht in Ingenbohl SZ – ein Kraftpaket mit 28 Megawatt Leistung zur Stabilisierung des Stromnetzes. Doch nicht nur im Grossformat sind Speicher wichtig: Auch Hausbesitzer wie Klemenz Betschart profitieren von cleveren Batterielösungen.

Derzeit sind in der Schweiz mehrere grosse Batteriesysteme geplant, die Strom speichern können. Weshalb sind sie für die Energiewende wichtig? Photovoltaik und Windenergie sollen künftig mehr als die Hälfte unseres Strombedarfs decken. Deren Produktion ist aber nicht immer stabil. Batteriesysteme helfen – in Kombination mit der Wasserkraft – die wetterbedingten Schwankungen auszugleichen. Ein weiterer Vorteil der Batteriesysteme: Sie lassen sich im Gegensatz zur Wasserkraft direkt an den dezentralen Produktionsstandorten installieren.

Wie viele Grossbatterien braucht die Schweiz, um das Verteilnetz zu stabilisieren? Wohl deutlich weniger als beispielsweise Deutschland, wo Wasserkraft nur eine untergeordnete Rolle spielt. Aktuell werden vielerorts Projekte aufgegleist, was zeigt, dass die Energieversorger die Potenziale dieser Technologie auch für die Schweiz erkannt haben. Was man aber bedenken muss: Grosse Batteriesysteme allein vermögen das Netz nicht zu stabilisieren. Weit wichtiger sind meines Erachtens andere Faktoren. Etwa dezentrale, stationäre Batterien «Behind the Meter». Dass man die Produktion und den Verbrauch im einzelnen Haushalt, zum Beispiel mit Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen, optimiert. Oder die Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch oder zu lokalen Elektrizitätsgemeinschaften.

Derzeit wird zu jeder zweiten neu installierten PV-Anlage auf einem Einfamilienhaus gleichzeitig ein Speicher bestellt. Viele wollen mit einer hauseigenen Batterie den Anteil ihres Energiebedarfes steigern: Lohnt sich das finanziell? Es dauert noch relativ lange, bis sich die Batterien amortisieren. Aber die Preise sind in letzter Zeit rasch gesunken, und gleichzeitig sinkt die Abnahmevergütung für den ins Netz eingespeisten Strom, was die Rentabilität von Batteriespeichern erhöht. Generell gilt: Es macht immer Sinn, dass man Strom dort verbraucht, wo er produziert wird – eine Batterie ist ein Weg dazu.

Leisten Batteriesysteme in Liegenschaften damit auch einen Beitrag zur Energiewende? Durchaus. Strom, der in einer Liegenschaft direkt verbraucht respektive gespeichert wird, fliesst erst gar nicht ins Netz. Dadurch lassen sich Netzausbauten und damit hohe Investitionen vermeiden. Es ist aber wichtig, dass man die Batterien systemdienlich bewirtschaftet. Will heissen: Nicht am Vormittag den Speicher laden und in der Folge mittags die Spitzenleistung ins Netz einspeisen, sondern den Speicher über Mittag laden.

Wie gross muss die Steigerung sein, damit sich die Investition lohnt? Gemäss den Berechnungen des Bundesamtes für Energie ist eine neu erstellte PV-Anlage im Durchschnitt ab einer Eigenverbrauchsquote von 35 % wirtschaftlich. Im Einzelnen gibt es aber grosse Unterschiede, abhängig von der Abnahmevergütung des lokalen Verteilnetzbetreibers und der Art der Anlage. Eine Indach-Anlage etwa ist mit höheren Kosten verbunden.

Für die 35 % braucht es aber keine Batterien, richtig? Genau. Sie lassen sich in den meisten Fällen auch ohne Batterie erreichen, dank eines Energiemanagementsystems (EMS), das beispielsweise die Wärmepumpe steuert.

Welcher Eigenverbrauch wird durch die Hausbatterien möglich? Ist theoretisch eine Autarkie möglich?

Ein vollständig autarkes Haus ist nur mit äusserst hohen Kosten erreichbar, das macht meist keinen Sinn. Ein Einfamilienhaus kann mit seiner PV-Anlage übers Jahr gerechnet etwa 30 % des Eigenverbrauchs decken, ohne etwelche Massnahmen. Durch den optimierten Einsatz von Wärmepumpen und E-Mobilität lässt sich diese Quote auf etwa 50 % steigern, mit einer Batterie auf bis zu 70 %.

Wie dimensioniert man Solaranlage und Speicher richtig? Es gilt die Faustregel: Pro installiertes Kilowatt PV-Leistung eine Kilowattstunde Speicherkapazität. Oft wird auch der Faktor 1.5 verwendet.

Ist es aufwendig, bestehende PV-Anlagen mit einem Speicher zu ergänzen?

Nein. Eine nachträgliche Installation ist meist unkompliziert.

Mit welchen Investitionen müssen Interessierte rechnen? Ein Rechenbeispiel: Wird zu einer PV-Anlage eines Einfamilienhauses, die eine 12 kW installierte Leistung aufweist, ein 15 kWh-Speicher zugekauft, ist mit rund 8000 Franken zu rechnen – fixfertig installiert.

Wo findet man unabhängige Beratung? Die von Swissolar geprüften Solarprofis helfen kompetent weiter.

Die Preise für Batterien sind stark gesunken: Lohnt es sich, mit einem Kauf zuzuwarten? Nein, das lohnt sich nicht. Die Preise werden nicht mehr stark sinken. Wir rechnen mit einer langfristigen Marktstabilisierung des Heimspeichersegments.

Welche Technologien bewähren sich in Einfamilienhäusern? Wie eine Befragung von Swissolar-Mitgliedsfirmen ergeben hat, installieren 80 % der Befragten Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP-Batterien). Zur Erklärung: LFP-Batterien zeichnen sich durch viel Energie pro Volumen, eine hohe Sicherheit – also tiefere Überhitzungs- und Brandrisiken – und den Verzicht auf Kobalt aus, das häufig unter problematischen Bedingungen abgebaut wird. Ihre Energiedichte ist zwar geringer und die Ladegeschwindigkeit langsamer als bei anderen Lithium-Ionen-Batterien wie Nickel-Mangan-Cobalt-Batterien (NMC) und Nickel-Cobalt-Aluminium-Batterien (NCA). Trotzdem überzeugen die LFP-Vorteile.

Swissolar hat gerade eine Studie zum Batteriemarkt erstellt: Was sind die überraschendsten Erkenntnisse? Interessant sind die Aussagen zum Markt des vergangenen Jahres. Der bereits sehr gut laufende Markt für Battery-Energy-Storage-Systeme im Einfamilienhausbereich dürfte nochmals zulegen – die finalen Zahlen sind im Juli zu erwarten. Auch andere Marktsegmente verzeichnen ein deutliches Wachstum, insbesondere im Bereich Industrie und Gewerbe, wo bisher kaum Batterien installiert wurden. Interessant ist zudem die starke Dominanz chinesischer Produkte im Markt. Sie machen rund zwei Drittel des Angebotes aus.

*David Stickelberger ist stellvertretender Geschäftsführer von Swissolar und Leiter Kommunikation, Markt und Politik.

Mit einer Hausbatterie lässt sich der Eigenverbrauch bis auf 70 % steigern.
David Stickelberger, Solarexperte

Mit der Kraft der Sonne Swissolar vertritt die Interessen der Schweizer Solarenergiebranche – und damit von 1300 Verbandsmitgliedern mit rund 10'000 Arbeitsplätzen. Der Fachverband engagiert sich für die Zunahme der Solarenergienutzung in der Schweiz, sei es in Form von Solarwärme für Warmwasser und Heizung, als Solarstrom oder durch die Anwendung der Grundsätze des solaren Bauens. Swissolar präsentierte im Mai 2025 eine gross angelegte Studie, welche den Markt und das Zusammenspiel von Batteriespeichern mit Photovoltaik analysiert.

Zur Studie «Batteriespeicher mit Photovoltaik 2025» von Swissolar.

Dieser Artikel wurde ursprünglich imEnergiejournal Juni 2025 veröffentlicht. Lesen Sie weitere Artikel der Ausgabe:

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Energiejournal 2025 für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer

2025-06-01
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