Wer die Hülle seines Hauses saniert, tut gut daran, auf dem Dach zeitgleich eine Photovoltaikanlage installieren zu lassen. So ergeben sich Synergieeffekte. Es lassen sich Kosten sparen und es winken zusätzliche Fördergelder.
Sehen Sie im Video, was dafür spricht, Dachsanierung und Solarstromproduktion zu kombinieren.
Das Dach des Einfamilienhauses in Riehen bei Basel, das Danuta Lukaszczyk gekauft hatte, war zwar seit 1956 regelmässig unterhalten, jedoch nie gründlich saniert worden. Eine energetische Bewertung der Liegenschaft zeigte, dass eine bessere Dachisolierung viel Wärmeenergie sparen würde. Das überzeugte die Hauseigentümerin. Sie möchte zu einem späteren Zeitpunkt auch eine Wärmepumpe anschaffen. «Da eine solche Pumpe viel Strom verbraucht, dachte ich sofort auch an eine PV-Anlage, um möglichst viel Strom selbst zu produzieren.»
Dass sich die beiden Vorhaben – Dachsanierung und Solarstromproduktion – sinnvoll kombinieren lassen, lag für Danuta Lukaszczyk auf der Hand: «Da steht dann schon ein Gerüst, und die Handwerker sind bereits da.» Zudem profitiere man gleich zweifach von den Fördergeldern. Auch Energieberatungsstellen argumentieren ähnlich: Eine anstehende Dachsanierung sei ein optimaler Zeitpunkt, um eine PV-Anlage einzubauen. Aus zwei Projekten wird so eines, und es lassen sich zeitgleich Expertinnen und Experten für Dachdeckung, Dachdämmung und PV-Montage zurate ziehen.
Wer beide Vorhaben kombiniert, spart nicht nur Zeit und Aufwand, sondern auch Kosten – etwa für das Gerüst oder bei Fixkosten für Dach und Elektrik. Zudem stellt eine gleichzeitige Sanierung des Daches sicher, dass die PV-Anlage auf einer stabilen und sicheren Unterlage installiert wird. Ein erneuertes, gut gedämmtes Dach bietet Solarmodulen langfristig einen besseren Schutz und sorgt für eine längere Lebensdauer der Anlage. Hinzu kommt: Sowohl ein saniertes Dach als auch eine PV-Anlage steigern den Wert eines Hauses und machen es für potenzielle Käufer attraktiver.
Danuta Lukaszczyk entschied sich für eine Aufdachanlage. Die Hausbesitzerin hat sich intensiv mit der energetischen Sanierung ihres Hauses auseinandergesetzt. Schnell wurde ihr bewusst, dass sich ihr südost-ausgerichtetes Dach ideal für eine PV-Anlage eignet. Sie wählte schwarze Panels – diese genügen auch ihren ästhetischen Ansprüchen.
Während der Planung stellte die Bauherrin fest, dass sich die Kosten je nach Anbieter stark unterscheiden. Sie holte deshalb für die Dachsanierung und für den Solarstrom jeweils drei Offerten ein. Bei den Dacharbeiten lagen die Preise 20 %, beim Preis-Leistungs-Verhältnis der PV-Anlage gar 75 % auseinander. Umgekehrt kam es für sie bei den Förderbeiträgen zu einer positiven Überraschung: Von der Gebäudeversicherung Basel-Stadt erhielt Danuta Lukaszczyk unerwarteterweise einen Bonus von 1900 Franken zugesprochen, da ihre Panels besonders hagelresistent sind.
Ich will auf meinem Dach so viel Strom produzieren, dass ich damit eine Wärmepumpe als Ersatz für die bestehende Heizung betreiben kann.
Profitiert hat die Hauseigentümerin aber insbesondere von einer Aktion ihres Kantons. Dieser belohnt mit zusätzlichem Förderbeitrag jene, die eine energetische Dach- oder Fassadensanierung mit der Installation einer PV-Anlage planen und ausführen. Danuta Lukaszczyk erhielt einen Betrag von über 14 000 Franken zugesprochen. Was bei ihrer Budgetplanung allerdings noch mehr ins Gewicht fiel: Der Energieversorger Industrielle Werke Basel (IWB) garantiert ihr einen Preis von 14 Rappen pro Kilowattstunde überschüssigen Strom, den sie ins Netz einspeist, dies für die nächsten zwölf Jahre. Bis dann wird sie ihre PV-Anlage amortisiert haben. Im schweizweiten Vergleich ist dies ein sehr vorteilhaftes Angebot.
Mit der Aktion «Solarkraftwerk Basel» unterstützt der Kanton Basel-Stadt nicht alle Solarprojekte, sondern ausschliesslich PV-Anlagen, welche das vorhandene Solarstrompotenzial möglichst gut ausnutzen. Solche Anlagen beschränken sich nicht auf den Eigenverbrauch, sondern produzieren mehr Strom, als im eigenen Haushalt verbraucht wird. «Es geht uns darum, Leute zu belohnen, die mit ihren Anlagen zum Erreichen der kantonalen Energieziele beitragen», erklärt Anna-Kathrin Dürig vom Amt für Umwelt und Energie des Kantons Basel-Stadt. Konkret müssen Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer 90 % des Potenzials ihres Daches gemäss dem Basler Solarkataster für die Produktion von Solarstrom nutzen.
Basel-Stadt fördert die Solarenergie – zusätzlich zu den Bundesbeiträgen – bereits seit den 1990er-Jahren, Kombiprojekte seit 2011. In den vergangenen zwei Jahren sei eine starke Zunahme solcher Gesuche zu verzeichnen, so Anna-Kathrin Dürig. Im Rahmen der Aktion «Solarkraftwerk» wurden rund 200 Gesuche bewilligt. Bauherrinnen und Bauherren erhalten für jede sanierte Dachfläche 50 Franken pro Quadratmeter, für Fassaden 70 Franken. Werden auf derselben Fläche PV-Module installiert, verdoppelt sich der Betrag auf 100 beziehungsweise 140 Franken. Ausschlaggebend ist dabei die Fläche der installierten Module.
Gezielte Förderprogramme für kombinierte Dachsanierungs- und PV-Projekte gibt es bislang nur in Basel-Stadt, Waadt und Zürich. David Stickelberger von Swissolar, dem Schweizerischen Fachverband für Sonnenenergie, hofft auf Nachahmer: «Dieser Ansatz scheint mir sehr sinnvoll», erklärt er. «Die voneinander getrennten Förderprogramme des Bundes für Photovoltaik und der Kantone für Gebäudehüllen schaffen für Bauherrschaften leider wenig Anreize, die beiden Dinge miteinander zu kombinieren.»
Für Altbauten eignen sich oft Indachanlagen, weil sie sich harmonisch ins Gesamtbild einfügen. Sie ersetzen Teile der Dachhaut, wodurch weniger Dachziegel benötigt werden – eine gute Lösung bei einer Komplettsanierung. Eine Indachanlage wird an den Rändern versiegelt und ragt nicht aus dem Dach heraus. Damit ist sie robust und ästhetisch. Eine Mindestdachneigung von 25 Grad ist notwendig, damit Wasser und Schnee gut abfliessen.
Ästhetische Überlegungen spielen auch bei denkmalgeschützten Gebäuden eine Rolle. Hier ist eine Dachsanierung inklusive Photovoltaik ebenfalls möglich. Dabei gelten jedoch Regelungen für die optischen Veränderungen von Fassade und Dach, weshalb PV-Anlagen in der Regel bewilligt werden müssen.
Bei Aufdachanlagen werden die Module auf das bestehende Dach montiert. Diese Variante ist einfacher, günstiger und eignet sich bei kleineren Sanierungen. Wichtig ist, die PV-Anlage bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen.
Dieser Artikel wurde ursprünglich im Energiejournal Juni 2025 veröffentlicht. Lesen Sie weitere Artikel der Ausgabe: