EnergieSchweiz

Silvan Dillier: «Wir sollten zur Welt Sorge tragen»

Er gehört zu den erfolgreichsten Radsportlern der Schweiz: Silvan Dillier will seine Vorbildfunktion nutzen – und zeigen, wie sich ein Leben auf Nachhaltigkeit ausrichten lässt. Das zeigt sich auch in seinem Haus in Schneisingen AG.

Zu Besuch im energiebewussst gestalteten Zuhause von Silvan Dillier und seiner Familie.

Silvan Dillier, 35, lebt mit Ehefrau Cornelia und den beiden Söhnen Ilja (5) und Finn (3) in Schneisingen AG, zwischen Baden und Zurzach. Der Radprofi ist hier aufgewachsen, seine Eltern und viele Freunde leben nach wie vor im Dorf. Auch seine Frau ist in der Region verwurzelt. Für das Paar stand nie zur Debatte, wo es die Kinder grossziehen will: in Schneisingen.

Im Mai 2022 zog die Familie in ein neu errichtetes Eigenheim, es ist Teil einer grösseren Siedlung. Ihre Maisonette-Wohnung erstreckt sich über das erste und zweite Geschoss, darunter liegt eine zweite Wohneinheit. Die Häuser wurden von einer Generalunternehmung im Minergie-Standard gebaut. «Vieles war vorgegeben, so etwa die Luft-Wasser-Wärmepumpe, doch wir wollten mehr», sagt Silvan Dillier.

Weiter denken

Schon im Rohbau liess er Leerrohre und Anschlüsse verlegen, um später eine Solaranlage installieren zu können. Vor zwei Jahren liess das Paar die Südseite des Daches und das Vordach des Balkons mit Panels bestücken. Auf 70 Quadratmetern liefert die Anlage eine Spitzenleistung von 11 Kilowattpeak (kWp). Seither fliesst grüner Strom durch die Steckdosen. Die Familie deckt damit rund die Hälfte ihres Bedarfs. Um die Fläche bestmöglich zu nutzen, liess Silvan Dillier sogar die Absturzsicherung abschrauben. «So fanden vier zusätzliche Panels Platz. Für Wartungsarbeiten auf dem Dach müssen wir nun halt ein Gerüst aufbauen lassen, doch das ist es mir wert.»

Einen Teil des Stroms kauft das Paar zu. Der Überschuss, den sonnige Tage hergeben, wird ins Netz eingespeist. «Das wollen wir in Zukunft ändern», sagt der Radprofi. «Wir denken über einen Hausspeicher nach, in dem wir Reserven für die Nacht häufen und damit den Eigenbedarf beträchtlich steigern können. Doch die entsprechenden Technologien werden gerade nachgeschärft – deshalb warten wir mit einem Kauf noch zu.»

Dass sich Photovoltaik finanziell lohnen kann, ist für viele ein Anreiz. Für Silvan Dillier und seine Frau sind andere Argumente wichtiger: «Uns ist Nachhaltigkeit ein grosses Anliegen. Wir müssen zur Welt, auf der wir und unsere Kinder leben, Sorge tragen.» Spitzensportler und Eltern hätten etwas gemeinsam: Beide seien Vorbilder. Diese Rolle will er bewusst nutzen und seinen Kindern und Fans Werte vorleben, die auf Respekt beruhen – auch gegenüber der Natur.

Für einen nachhaltigen Lebensstil genügt in der Regel Vernunft.
Silvan Dillier, Radprofi

Dazu will das Paar einen Beitrag leisten: Das Auto bleibt grösstenteils in der Garage stehen, Einkäufe werden mit den E-Bikes erledigt. Zu Hause gibt es keinen spleenigen Gerätepark und die (Ab-)Waschmaschine läuft hauptsächlich dann, wenn die Sonne scheint. Silvan Dillier: «Für einen nachhaltigen Lebensstil genügt in der Regel Vernunft. Wir haben nicht das Gefühl, auf Wichtiges verzichten zu müssen.» Stattdessen folgt er der Devise: Leiste einen Beitrag, der dir leichtfällt. «Wenn ich im Hotelzimmer alle Lichter lösche, bevor ich es verlasse, oder den Fernseher nach dem Krimi abschalte, ist das kein Aufwand.»

Smart gekühlt

«Im Winter brauchen wir kaum eine Heizung», sagt der Spitzensportler weiter. Wie ist das aber im Sommer? «Ohne Schattierung würde es bei uns brütend heiss werden.» Deshalb liess er ein Smart-System ins Haus einbauen, welches die Storen automatisch schliesst. «Sonst hätten wir uns eine Klimaanlage anschaffen müssen, das wollten wir auf keinen Fall – eine Smart-Home-Lösung tut es auch.» Diese spiele ihm auch die Daten in die Hand, wie gross die Leistung der Solaranlage und der aktuelle Stromverbrauch im Haus ist. «Es ist zwar eine Spielerei, aber eine sinnvolle, und gehen wir aus dem Haus, lassen sich mit einem einzigen Wisch sämtliche Leuchten im Haus ausschalten», so Silvan Dillier. Denn jeder Beitrag, Energie zu sparen, zähle. «Nur so erreichen wir die anvisierte Energiewende. Von allein kommt sie nicht. Jede und jeder ist aufgefordert, daran mitzuwirken.»

Zur Person

Silvan Dillier fährt seit elf Jahren in der obersten Liga, der UCI WorldTour. Schon in jungen Jahren suchte er körperliche Herausforderungen – und entdeckte dabei sein Talent als Radrennfahrer. Im Alter von 13 Jahren bestritt er erste Rennen, 2014 startete er seine Profikarriere. Mit grossem Erfolg: Silvan Dillier ist zweifacher Weltmeister im Mannschaftszeitfahren, war Olympiateilnehmer in Rio de Janeiro mit dem Schweizer Bahnvierer, ist Etappensieger beim Giro d’Italia und zweifacher Schweizermeister auf der Strasse. Seit 2021 ist der Aargauer Helfer im belgischen Team Alpecin-Deceuninck – und gehört auch in dieser Funktion zu den besten seines Faches. «Der Radsport ist ein ausgesprochener Teamsport. Ohne Helfer wären selbst Jahrhunderttalente wie Mathieu van der Poel chancenlos, Siege heimzufahren», schildert der 35-Jährige. Bald nimmt er die letzte Etappe seiner Karriere unter die Räder, nach spätestens zwei Jahren ist Schluss. Hat er Pläne? «Noch nicht. Aber in irgendeiner Weise werde ich mit dem Radsport verbunden bleiben.»

Dieser Artikel wurde ursprünglich im Energiejournal Juni 2025 veröffentlicht. Lesen Sie weitere Artikel der Ausgabe:

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