Neue Luft-Wasser-Wärmepumpe und Solarthermie-Photovoltaik-Anlage
Zusätzlicher Fensterersatz und Einbau neuer Dämmungen
Stromrechnung insgesamt halbiert
Fördergelder vom Kanton erhalten
Monatliche Rückerstattung dank Einspeisevergütung der Photovoltaikanlage
Susanne Pidoux und Patrick Engeloch verfolgen mit ihrem Doppeleinfamilienhaus in Ostermundigen das Ziel, grösstenteils energieautark zu werden. Die Kombination einer Solarthermie-Photovoltaik-Anlage mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe soll es ermöglichen. Das Pilotprojekt zeigt beispielhaft auf, wie die Energiezukunft aussehen könnte.
«Du hast heute zu lange geduscht», meint Patrick Engeloch lachend zu seiner Partnerin Susanne Pidoux, die keck entgegnet: «Das sind die Nachteile der Datenerhebung in Echtzeit, doch es ist sinnvoll.». Die studierte Architektin weiss, wovon sie spricht. Als ehemalige Leiterin der Minergie-Fachstelle St. Gallen weiss sie um den Wert eines Monitorings im Betrieb und hat sich mittlerweile fundierte Erfahrung im Monitoring und Controlling von Verbrauchsdaten und Wirkungsgraden von Heizträgern erarbeitet. Dabei hat sie festgestellt, dass Optimierungspotenziale genutzt werden können. Heute ist sie die Co-Leiterin des Competence Center Nachhaltigkeit von Post Immobilien Management und Services AG und liefert mit ihrem eigenen Haus gleich selbst ein Vorzeigeprojekt.
Für mich war klar, dass ich mit einem maximalen Anteil an erneuerbaren Energien und weitgehend energieautark sowie mit einem eigenen Monitoring unterwegs sein möchte.
Bei einem Glas Wein hätte Susanne Pidoux ihre Idee eines Abends mit ihrem Partner und einem guten Freund welcher sehr Haustechnikaffin ist besprochen, und alle waren sofort begeistert. Entstanden ist ein Pilotprojekt, bei dem auch die Fachhochschule OST involviert ist, die die Daten auswertet und analysiert. Nach etwa einem Jahr lässt sich dann sagen, wie viel Kosten und Energie gespart werden konnte. Ebenso zeigen sich zu diesem Zeitpunkt die Optimierungspotenziale und der tatsächliche Wirkungsgrad der Kombination.
Grundsätzlich geht es bei dem Projekt darum, dass Luft-Wasser-Wärmepumpen dank der Kombination mit Solarthermie den Wirkungsgrad deutlich erhöhen können.
Das wäre ein Ansatz, um auch mit kleineren Anlagen in höheren Lagen ausreichend Wärme produzieren zu können – eine wichtige Erkenntnis für den vermehrten Einsatz erneuerbarer Heizsysteme. «Für mich ist es sowohl Spass an der Technik als auch ein emotionales Thema. Wir wollten einfach wissen, wie ein optimales System aussieht und haben es gewagt», erklärt die Architektin.
Das Haus haben die beiden vor rund sechs Jahren übernommen und begannen mit der Sanierung. Ein erster Schritt war der Austausch der Radiatoren mit einer Bodenheizung, um die Vorlauftemperatur zu reduzieren. Danach folgten der Fensterersatz, die Dämmung von Dach und Kellerdecke und schliesslich die Umsetzung des Heizungsersatzes. «Wir haben zuerst die Kombination einer Wärmepumpe mit unserer Photovoltaikanlage im Sinn gehabt. Leider konnten wir nicht bohren.»
Dann kam die Idee, eine Luft-Wasser-Wärmepumpe zusätzlich mit einer Solarthermieanlage zu kombinieren und sie so zu optimieren.
«Anschliessend kauften wir ein Elektroauto, somit boten sich zuerst ein Batteriespeicher und aufgrund der wachsenden Komplexität des Systems auch eine Steuerung für einen effizienten Betrieb an.»
Da es nicht ein gewöhnliches Projekt ist, ist die Beratung durch Spezialistinnen und Spezialisten wie Fachplanerinnen und Installateuren umso wichtiger. Doch hält Susanne Pidoux bestimmt fest: «Wichtig ist, dass man als Bauherrin seine Zielsetzung klar mitteilt. Denn es gibt immer Leute, die mit Argumenten kommen, weshalb man die fossile Heizung nicht ersetzen lassen soll. Doch es geht immer, wenn man will, und es lohnt sich.» Zu wissen, dass man unabhängig von schädlichen Ressourcen ist und kein CO2 mehr ausstösst, sei es allemal wert. Zudem mache ein solches System immensen Spass: «Ich sehe jederzeit, wie viel ich verbrauche, wie meine Systeme zusammen funktionieren und was ich ins Netz einspeise – von der monatlichen Stromrechnung erhalten wir dank der Einspeisevergütung der Photovoltaikanlage einen schönen Anteil zurück.»
Haustyp: Doppeleinfamilienhaus (Baujahr 1929/1959)
Energiebezugsfläche: 220 m2
Ursprüngliches Heizsystem: Ölheizung
Ursprünglicher Energiebedarf: 3’500 – 4’000 Liter pro Jahr
Neues Heizsystem: Luft-Wasser-Wärmepumpe in Kombination mit Solarwärme- und Photovoltaik-Anlage
Investitionssumme: rund 86’000 CHF (darin enthalten sind Frischwasserbereitung, alle wasserführenden Speicherelemente, die Solarthermieanlage und die Luft-Wasser-Wärmepumpe)
Grösse der Dachanlage: 4 Vakuum-Röhrenkollektoren mit insgesamt 4m2 Absorberfläche
Fördergelder Kanton Bern: 10’000 CHF für die Wärmepumpe, Gesuch für 3’000 CHF für die Solarthermie-Anlage eingereicht